Chronik der Feuerwehr Kirchensittenbach
Die Geschichte des Ortes Kirchensittenbach wurde schon von jeher von dem einerseits nutzbringenden, aber auch zerstörerischen Element Feuer geprägt. Schon von alters her machten die Bewohner des Ortes Bekanntschaft mit der feindlichen Seite von Feuer und Flamme. So wurde Kirchensittenbach, im Jahre 1391, nach einer Beraubung durch die Nürnberger, in Schutt und Asche gelegt. Das gleiche Schicksal wiederholte sich im Jahre 1450. So ist es nicht verwunderlich, dass das älteste, von 1591 stammende Bild des Ortes, die abgebrannte Wehrkirche zeigt, die im gleichen Jahr ein Raub der Flammen wurde. Noch heute zeugt die große Glocke mit ihrer Inschrift von der schrecklichen Brandnacht.
Bemerkenswert ist, dass bereits zur damaligen Zeit in der Dorfordnung, die unter Einfluss des Dorfherren Jobst Tetzel entstand, von einer Feuerschau die Rede ist, die die Sicherheit von Dorf und Flur erhöhen sollte. Schon damals organisierte man eine Bürgerwehr, die auch als eine Art Feuerwehr diente und ausgerüstet war.
Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und einem organisierten Feuerlöschwesen verging allerdings noch eine geraume Zeit. Erst gut 250 Jahre später, Anfang des 19. Jahrhunderts fing man im Landkreis an, die Gründung von organisierten Feuerwehren voranzutreiben. Der Gedanke der organisierten Brandbekämpfung fasste daraufhin immer mehr Fuß und so hörte man in den umliegenden Gegenden bereits von Gründungen einer Freiwilligen Feuerwehr, so in der nahegelegenen Stadt Hersbruck (1867) und der Stadt Velden (1868). Mit Stolz können wir darauf zurückblicken, dass die Feuerwehr in Kirchensittenbach mit dem Gründungsjahr 1869 hier eine der frühesten im Landkreis ist, da viele Wehren erst gut 10 bis 20 Jahre später gegründet wurden.
So versammelten sich im Jahre 1869, genauer gesagt am Samstag den 29. Mai, auf Einberufung der Gemeinde, die Männer des Ortes Kirchensittenbach im Thoma'schen Gasthaus, um eine Feuerwehr zu gründen. An diesem Abend also wurde die Freiwillige Feuerwehr und damit eine organisierte Brandbekämpfung aus der Taufe gehoben. In den noch vorliegenden Aufzeichnungen sind insgesamt 57 Gründungsmitglieder namentlich, mit Stand, Wohnung und zugewiesenen Aufgaben innerhalb der Feuerwehr vermerkt. Als Kommandant wurde der damalige Cantor, Carl Schäblen gewählt, der in den ersten beiden Jahren auch das Amt des Vorstandes mit übernahm. Sein Stellvertreter war der Metzgermeister und Gastwirt Jobst Thoma. Die Ausrüstung bestand aus einer alten Handspritze, ein paar Leitern und einigen Metern Schlauchmaterial.
Leider konnte der 1. Kommandant sein Amt nicht sehr lange ausüben. Er verstarb am 18. Februar 1872. Das Amt des Vorstandes gab er bereits 1871 an Paul Schmidt, Mühlenbesitzer zu Kirchensittenbach, ab. Die Nachfolge als Kommandant trat der damalige Stellvertreter Jobst Thoma an.
Über Einsätze der Feuerwehr in diesen Jahren gibt es leider keine Aufzeichnungen. Das letzte vorhandene Protokollbuch beginnt erst wieder um die Jahrhundertwende ab 1904. Der Kommandant blieb in diesen Jahren gleich. Lediglich in der Vorstandschaft änderten sich die Amtsinhaber. So gab Paul Schmidt sein Amt 1880 an Johann Walter ab, der im Jahre 1897 verstarb. Sein Nachfolger wurde der dann langjährige Vorstand Georg Müller.
Die Ausrüstung, die während dieser Jahre angeschafft wurde, setzte sich aus der bereits angesprochenen Handspritze, einer Wagenspritze, einer Schiebeleiter auf Rädern, 6 Dachleitern und etwa 150 Meter Schlauchmaterial zusammen. Wie nötig diese Ausrüstung war, zeigte sich z.B. am 23. Oktober 1911, als in der Ortschaft Hohenstein, nach einer Brandstiftung, das Anwesen des Schneidermeisters Jobst Leopold vollständig zerstört wurde. Auch etwa drei Jahre später, bei einem Brand in Stöppach, Haus-Nr. 14, bei Familie Müller, wurde die Feuerwehr aus Kirchensittenbach zur Hilfe gerufen.
Während des ersten Weltkrieges reduzierte sich die Mitgliederzahl von 60 Mann, durch eingerückte und gefallene Kameraden, auf ca. die Hälfte. So wird im Protokollbuch von 1918 eine Stärke von 30 Mann genannt. Durch die zwanziger Jahre, die im Zeichen der Weltwirtschaftskrise standen, waren auch in Kirchensittenbach die Mittel sehr begrenzt, so dass in dieser Zeit keine größeren Anschaffungen für die Feuerwehr gemacht werden konnten. Damals musste man mit einem Jahresetat von ca. 50 Reichsmark auskommen.
Nach einigen Jahren der Ruhe kam es zu einem größeren Einsatz am 19. Mai 1931, als gegen 21.30 Uhr der Schreckensruf "Feuer" durch das Dorf schallte und die Feuerhörner die Wehrmänner aus ihrem Schlaf rissen. Als die Dorfbewohner am Brandplatz erschienen, stand bereits das Gasthaus "Zur Post" der Familie Meier in hellen Flammen. Niemand konnte sich damals die rasche Ausdehnung des Feuers erklären, da selbst die in der Wirtsstube anwesenden Gäste das Feuer zuerst nicht bemerkt hatten. Ein Glück war der nahe gelegene Sittenbach, der zur Wasserentnahme genutzt werden konnte. Dabei stellte sich heraus, dass trotz der kurzen Wasserstrecke eine feste Wasserleitung von Vorteil wäre, die auch bereits geplant und in diesen Jahren gebaut wurde.
Bereits ein Jahr später hatte die neue Wasserleitung ihre erste Bewährungsprobe. Im Januar 1932 wurde der Kirchensittenbacher Hirtenstadl ein Raub der Flammen. Mit Hilfe der vorzüglichen Wirkung der Wasserleitung konnte das Feuer bald eingedämmt werden und es gelang, das angebaute Hirtenhaus zu retten. Um weiter die Schlagkraft der Feuerwehr zu erhöhen, rief der damalige Bürgermeister die Bewohner des Ortes zu einer freiwilligen Spende auf, die zur Beschaffung von weiterem Schlaumaterial dienen sollte.
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Kirchensittenbacher Wehr mit einer fahrbaren Motor-Kraftspritze ausgerüstet. Sie ist von der bayerischen Staatsregierung zur Verfügung gestellt worden und konnte am 6. April 1941 in einer Feierstunde übergeben werden. Zu diesem Zweck waren auch die benachbarten Ortswehren sowie der Auto-Löschzug aus Hersbruck anwesend. Bei einer anschließenden Vorführung des neuen Gerätes zeigten sich die erstaunlichen Unterschiede zwischen der alten und der neuen Spritze. So konnte die Pumpe, mit einer Leistung von 6 PS, bereits 300 Liter Wasser pro Minute fördern. Die alte Feuerwehrspritze, übrigens schon damals die älteste des Landkreises, wurde auf Anregung und mit Einverständnis der Gemeinde an das Hersbrucker Heimatmuseum übergeben. Sie existiert heute noch im Original.
Nach den wirren des zweiten Weltkrieges organisierte sich die Freiwillige Feuerwehr neu. Als 1. Kommandant wurde Ludwig Sörgel, als Vorstand der damalige Bürgermeister Georg Schmidt gewählt. Beide behielten ihr Amt bis in die 60er Jahre. In dieser Zeit waren glücklicherweise keine großen Brandunglücke zu verzeichnen. Als technische Verbesserung wurde die Alarmierung von den früheren Feuerhörnern auf Sirene umgestellt.
Als gesellschaftliches Ereignis wurde am 11. Mai 1952 der Kreisfeuerwehrtag im Gasthaus Strobel in Kirchensittenbach abgehalten. Am Nachmittag fand eine Gemeinschaftsübung der Feuerwehren von Aspertshofen, Kirchensittenbach, Dietershofen und Morsbrunn unter der Leitung des Kommandanten Sörgel statt. Abends lud man zu einem Ball mit der Musikkapelle Steinlein aus Hersbruck ein.
Bei der Generalversammlung am 20. Januar 1963 übergab der 1. Kommandant Ludwig Sörgel nach 16-jähriger Leitung der Feuerwehr sein Amt in jüngere Hände, an Kurt Kühnhackl. Gleichzeitig konnte von der Gemeinde die Zusage zur Beschaffung eines Feuerwehrfahrzeuges gemacht werden. Dieses wurde am 12 April 1964 bei der Fa. Ludwig in Bayreuth bestellt und im November des gleichen Jahres in Dienst gestellt. Die Schlagkraft der Feuerwehr Kirchensittenbach wurde damit wesentlich erhöht. Jetzt lag es an den Wehrmännern, mit dem neuen Gerät zu üben, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. In den darauffolgenden Jahren wurde deshalb in regelmäßigen Abständen verschiedene Leistungsabzeichen mit Erfolg abgelegt.
1965 stand Kirchensittenbach wieder einmal ganz im Zeichen des Kreisfeuerwehrtages. Die Veranstaltung wurde zu einer Demonstration des Feuerlöschwesens der heimischen Wehren. Höhepunkt der Veranstaltung war eine große, ernstfallmäßige Einsatzübung am Nachmittag, bei der auch die Bergung und Versorgung von Verletzten geprobt wurde. Danach versammelte man sich zu einem stattlichen Festzug durch den geschmückten Ort.
Nach diesem großen Festakt wurde das 100-jährige Bestehen der Feuerwehr, das vier Jahre nach dem Kreisfeuerwehrtag stattfand, nur im kleinen Kreise unter den Feuerwehrkameraden gefeiert.
Im Jahre 1972 musste die Feuerwehr zu einem Großbrand im Anwesen Johann Munker in Stöppach ausrücken. Eine ältere und die neue Scheune sowie die Stallungen standen in hellen Flammen. Der Feuerschein war bereits vom Ort Kirchensittenbach her sichtbar. Das nahestehende Fachwerkhaus konnte damals gerettet werden, allerdings verbrannten in der Scheune 500 Zentner Getreide.
Bereits 1975 war der nächste große Brandeinsatz für die Feuerwehr. Die umgebaute Pfarrscheune des Ortes brannte. Glücklicherweise konnte aber in Zusammenarbeit mit einigen hilfsbereiten Bürgern ein größeres Unglück verhindert werden. In den folgenden Jahren wurde die Wehr zu einigen umliegenden Brandeinsätzen gerufen, beispielhaft seien hier erwähnt:
1977 Brand in der Obermühle
1982 Brand Anwesen Beck in Wallsdorf
1986 Brand im Anwesen Wolf in Aspertshofen
1992 Brand im Anwesen Süß in Reichenschwand
1992 Scheunenbrand in Kühnhofen
Durch den vielseitigen Einsatzbereich der Feuerwehr, der sich auch in den letzten Jahrzehnten erheblich erweitert hat, musste man auch in der Gemeinde Kirchensittenbach über ein neues , dem technischen Stand entsprechendes Feuerwehrfahrzeug nachdenken. Gerade im Hinblick auf eine immer größer werdende Zahl von technischen Hilfeleistungen und auf die Tatsache, dass die Feuerwehr in Kirchensittenbach als Stützpunkt-Wehr fungiert, beschloss man Anfang der achtziger Jahre im Gemeinderat die Anschaffung eines Löschgruppenfahrzeugs.
Das neue Fahrzeug wurde 1982 in einer Feierstunde an die Freiwillige Feuerwehr übergeben. Es handelt sich um ein Löschgruppenfahrzeug (LF 8/11), das über verschieden Geräte für den technischen Hilfeeinsatz verfügt. Unter anderem stehen den Wehrmännern Atemschutz-Geräte sowie Schaumlöschmittel und eine Rettungsschere zur Verfügung. Gleichzeitig mit in Dienststellung des neuen Löschfahrzeugs zog die Feuerwehr in ein anderes, umgebautes Gebäude ein, das mit sehr viel Eigenleistung der Feuerwehrkameraden hergerichtet wurde. Die Mannschaftsstärke betrug damals 36 aktive Kameraden. Das alte Feuerwehrfahrzeug wurde nicht außer Dienst gestellt und steht nach einer Generalüberholung im Jahre 1991 der Feuerwehr weiterhin zur Verfügung. Es erhöht im wesentlichen die Mobilität der Wehr.
Spätestens im Jahre 1984 machte sich die Anschaffung des neuen Löschfahrzeugs bezahlt. Im Mai dieses Jahres wurde die Feuerwehr zum Wohl größten, sowie auch längsten technischen Hilfeeinsatz gerufen. Hierbei wurde für das gesamte Sittenbachtal Katastrophenalarm ausgelöst. Nach einem schweren Unwetter in den Abendstunden trat der Sittenbach über seine Ufer. Vor allem im oberen Sittenbachtal wurden weite Teile überschwemmt und Schwere Verwüstungen angerichtet. Selbst in Kirchensittenbach konnten einige Anwesen nur noch mit dem Schlauboot erreicht werden. In Zusammenarbeit mit benachbarten Wehren und dem technischen Hilfswerk aus Lauf wurde versucht die Schäden einzudämmen und zu beseitigen.
Leider musste die Kirchensittenbacher Wehr, wie auch andere Wehren im Landkreis, in den letzten Jahren gegen sinkende Mitgliederzahlen ankämpfen. Umso mehr freut es uns, dass die Feuerwehr seit 1992 über eine Jugendgruppe verfügt, so dass die Zahl der Mitglieder des 1991 gegründeten Feuerwehrvereinsauf 66 angestiegen ist. Im Jubiläumsjahr zählt die Wehr 35 aktive Feuerwehrkameraden, davon 11 Atemschutzgeräteträger, sowie 9 Jugendfeuerwehrleute, die sich auf Initiative des amtierenden Kommandanten Ernst Neunsinger zusammengefunden haben. Weiterhin besteht die Zusage der Gemeinde, das bestehende Gerätehaus nach den neuesten Richtlinien umzubauen und einen Schulungsraum einzurichten.
Dieser Rückblick in eine 125-jährige Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Kirchensittenbach, mit allen Höhen und Tiefen, zeigt, dass es Menschen bedarf, die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Für das weitere Bestehen wünschen wir der Freiwilligen Feuerwehr Kirchensittenbach alles Gute, gemäß dem Wahlspruch
"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!"
Kirchensittenbach, den 29. Mai 1994
Oliver Simon
Udo Decker